Saatgut

Schon die Wahl der Pflanzen-Samen ist ein politischer Akt: Es gibt nur noch wenige unabhängige Saatgutfirmen, die samenfestes und gentechnikfreies Saatgut anbieten. Die Monopolisierung des Saatguthandels ist erschreckend. Im Umlauf sind Hybrid-Sorten, die im ersten Jahr geerntet werden können, aber die Fähigkeit zur Nachzucht nicht mehr haben. Somit geht die Vielfalt der regional bewährten Gemüse- und Nutzpflanzen-Sorten verloren und es entstehen Einheitssorten mit Kaufabhängigkeit. Für alle Verschwörungstheoretiker und Monopol-Rebellen mit Garten- oder Land: Samenfestes Saatgut zulegen macht Sinn und ist eine Möglichkeiten der Unabhängigkeit. Mehr Hintergrundinfos gibt es beim Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V. : www.nutzpflanzenvielfalt.de

Bezugsquellen für Samenfestes Saatgut (keine vollständige Liste) :

 

 

Knoblauchsrauke

Irgendwann war sie da, die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) oder auch Lauchkraut oder als Lauchhederich bekannt.   Zwischen den gut gedüngten Rosen, fühlte sie sich wohl und wucherte üppig vor sich hin. Als ich dann das  „Unkraut“  genauer unter die Lupe, bzw. auf den Gaumen genommen habe, war das weitere Vorgehen klar; „kann bleiben – erst Umsiedeln und dann Aufessen“. Für mich und meinen „Wilden Garten“ eine willkommenes Wildkraut für meine Kräuterküche. Am Gartenrand, im Halbschatten und zwischen den Hecken haben sich im Herbst ein paar Plätze für die Ansiedlung der 2-jährigen Pflanze gefunden. Jetzt im Februar ist es eine der ersten Frühlingsboten, die munter sprießen und die rundlich eingekerbten Blätter in Herzform zeigen. Später im Jahr verändern sich die Blätter zu gezackten und spitz zulaufenden Blattformen. Am besten erkennt ihr dann die Pflanze, wenn ihr die Blätter zwischen den Fingern zerreibt und es zart nach Knoblauch duftet.

Hier ein kleiner Steckbrief und Erfahrungen aus dem letzten Jahr:
Höhe 20 -30 cm /
Häufiges Vorkommen an Gebüsch- und Wegrändern, Stickstoffanzeiger
Familie; Kreuzblütler; Blüte; weiß, Blütezeit: April bis Juni
Früchte; kleine längliche Schoten.

 

 

 

Die nachhaltigste Anwendung der Knoblauchsrauke ist, sie frisch zu essen oder im grünen Smoothie zu trinken gemischt mit anderen Kräutern und Obst.

Meine Kräuterküche mit Knoblauchsrauke:
Sowohl die Blätter, als auch die Blüten und die jungen Samenschoten finden bei mir Verwendung.
Der feine Knoblauchsgeschmack ist milder wie bei Knoblauch oder Bärlauch und hat eine pfeffrige und leicht krautigen Note. Die frischen Blätter machen sich wohl dosiert gut als Salatbeigabe, im Pesto und auch gekocht in Aufläufen und Suppen. Fein geschnitten peppt es auch Brotaufstriche oder Buttermischungen auf.

 

Die weißen Blüten sind eine wunderbare Deko und wie alle Kreuzblütler eine herzhafte Leckerei mit pfeffrigem Senfgeschmack. Auch die kleinen scharfen Schötchen lohnen sich zu knabbern, aber am besten mit Butterbrot und wohl dosiert. Zwischen Juli und August sind die Samen ausgereift und können als Beigabe oder Ersatz für Senf verwendet werden.

Geschichte: Wer mehr wissen will über diese alte Pflanze und die Verwendung in früheren Zeiten findet hier mehr Lesestoff: Link zu prähistorische Gewürze/Spiegel 

Wintergrün im Garten – Salat & Kräuter im Winter

Der Winter, der dieses Jahr gar kein strenger war, lässt eine Fülle von Kräutern und Wintersalaten wachsen. Noch nie war die Auswahl an Grünem in meinem Garten so groß. Selbst im Januar nach Schnee und Nachtfrost wächst die Vegetation weiter und bescherte mir für die Küche reiche Ernte.

Die wichtigen Nähr-und Inhaltsstoffe sind natürlich während der Wachstumsphasen und in den Sommermonaten am dichtesten.
Auch der Geschmack der Kräuter lässt etwas nach und ist im Winter nicht so intensiv.  Aber die Sehnsucht nach Grün ist im Winter halt besonders groß und so  bereichert das kleineste Kräutlein
den Speisezettel. Hier die bewährten grünen Winter-Schätze aus dem Garten.

Auch für kleine Gärten;
Meine besten Wintersalate, die auch Schnee und Eis überstehen.

Wintersalat; Vaters Zuckerhut:

Dieser knackige Wintersalat sollte in keinem Garten fehlen.
Die Verwandtschaft zum Zichorie merkt man vor allem an seinem leicht bitteren Geschmack.
Dünn ausgesäht wird er im Mai. Als Setzling vor Ort ausgebracht werden kann dieser Salat bis Juli.
Vaters Zuckerhut liebt humose Erde und braucht etwas Platz, damit er seine imposanten Köpfe bilden kann.
Die Ernte erfolgt dann ab November bis in den März hinein.

Genuss: Die rahmweissen Innenblätter fein schneiden und mit Apfel, Birne oder Orangenstücken
als zusätzliche Süße und Obstbeigabe ergänzen.
So wird der bittere Geschmack abgemildert.
Geröstete Sonnenblumenkerne und ein Zitronen-Öl-Senf-Dressing dazu – Voila – einer meiner Lieblingssalate im Winter. 

Wintersalat; Salat Rauke – Rucola:

Darf ich vorstellen – mein Winter Rucola.
Die Raukenfamilie ist groß und darf bei mir im Garten nicht fehlen.
Im Frühjahr setzte ich die gelbblühende staudige Wilde Rauke ein und bis September kann die
einjährige Garten-Senfrauke an Ort und Stelle ausgesäht werden.
Diese alte Salatpflanze hat einen kresse-nussartigem Geschmack, ist reich an Vitaminen und wertvollem Senföl.
Die Blätter sind etwas breiter, sehr zart und werden einzeln gepflückt.
Wie ihr seht übersteht er auch ein paar Frostgrade und bereichert meine Winterküche.



Wintersalat; Feldsalat  – kräftig durch Selbstaussaat.

Feldsalat, auch Rapunzel oder Nüssli genannt, ist ein robuster und winterharter Salat für die Herbst- und Winternutzung.
Dieser beliebte Wintersalat wurde früher im Weinberg wild gesammelt und wird heute intensiv kultiviert.
Das besondere in meinem Garten, der Feldsalat darf wieder wild werden.
Die Rapunzelchen sähen sich bei mir selbst aus und suchen sich jedes Jahr einen neuen Platz.


Tipp: Einige Feldsalat-Pflanzen blühen und aussamen lassen.
So wandert dann der Feldsalat durch den Garten und sucht sich die besten Stellen selbst aus.
Außerdem sind die weißen Blüten zauberschön und können auch geerntet werden.

 

Meine besten Winterkräuter, die Salate und Essen im Winter bereichern.

Kräuter für den Wintersalat: Pimpernelle

Die Pimpernelle oder der Kleine Wiesenknopf gehören zur Familie der Rosengewächse.
Das milde und leicht würzige Küchenkraut wächst sowohl im Weinberg als auch in meinem Garten und ist mehrjährig.
Die Pflanze ist pflegeleicht, robust und wintergrün.

Ihr eigener Geschmack erinnert leicht an Gurke und bereichert so Kräuterquark, Kräuterbutter, Grüne Soße, Pestos und Salatsaucen.
Die zarten Blättchen sollten nicht gekocht werden.

Kräuter für den Wintersalat; Nadelkerbel – wintergrün

Der Nadelkerbel wird auch Venuskamm genannt und ist ein einjähriges kleines Doldengewächs.
Dies Entdeckung und den Samen dazu, habe ich von meiner geschätzten Gartenfreundin Anne Rahn aus Hahnheim.
Dort habe ich diese grünen Teppiche zum ersten Mal gesehen und gestaunt, wie wuchsfreudig diese Pflanze bereits im zeitigen Frühjahr ist.
 Die wintergrünen Blättchen erinnern an Möhrenkraut, Petersilie und Sellerie.
Uns schmeckt es am besten in Eierspeisen, Forellenmus und feingezupft an Möhrensalat.

 

 

Kräuter für den Wintersalat: Glatte Petersilie

– na ja, sagen wir mal so; das Wachstum ist im Winter nicht so üppig, aber für zwei drei Stengel an den Salat reicht es wohl.
So bald es aber wärmer wird, holt die im September gepflanzte Petersilie auf und spriest dann bis zur Blüte im Mai /Juni munter drauf los.

 

Kräuter für die Winterküche: Minze

Geschützt unter dem Balkon verliert meine Haus- und Hofminze kaum die Blättchen.
Der Minzgeschmack ist nicht mehr so intensiv wie im Sommer, aber deutlich vorhanden.
Zu Süßspeisen, als Kuchendeko oder im Wasser mit Zitronenscheiben sind die würzigen Minzeblätter allemal ein Hingucker.

 

Diese kleine Sammlung soll für Sie geneigte LeserInnen eine Anregung für die Sorten- und Samenauswahl für das neue Gartenjahr sein.
Wer sortenfeste Samen aus Bioanbau verwendet, hat lange Freude und oft eine Selbstaussaat durch Versamung im nächsten Jahr.

 

…schön aus der Reihe tanzen im Herbst!

Hans Kruppa empfiehlt uns sein Tagesprogramm: Heute will ich aus dem Rahmen fallen und weich landen, dann zu der Musik in meinem Kopf schön aus der Reihe tanzen, mich zum Ausruhen zwischen die Stühle setzen, danach ein bischen gegen den Strom schwimmen, unter allem Geschwätz wegtauchen und am Ufer der Fantasie so lange den Sonnenschein […]

Wegleuchte & Muckefuck

WEGWARTE

Sie wartet und wartet am Vormittag
Und lauscht jedem einzelnen Glockenschlag.
Sie wartet an Straßen und Wegen
Und wartet bei Sonne und Regen.
Sie wartet auf zwölf Uhr in aller Ruh,
denn mittags – macht sie ihre Blüten zu.
Hannes Bosse

Seit letztem Jahr hat die Wegwarte mit ihren Blauen Sternenblüten einen festen Platz in meinem Garten.
Jetzt im Frühling können die jungen Blättchen gesammelt werden und unter den Salat gemischt ihre wohltuende Wirkung auf den Stoffwechsel entfalten (Anregend für Galle Leber & Verdauung).

Die Blaue Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie, Wegleuchte, Gemeine oder Gewöhnliche Wegwarte genannt, gehört zur Familie der Korbblütler und ist mehrjährig mit langem Wurzelstock. Diese heimische Wildpflanze wird bis zu 1,5 m hoch und wächst gerne am Wegrand. In früheren Zeiten wurde die Wegwarte als Heilkraut, Gemüse oder Kaffee- & Tabakersatz verwendet. Alle Teile der Pflanze sind milchsaftführend. Die Kulturformen der Wegwarte sind Chicorée, Zuckerhut, Radicchio und die Wurzelzichorie.

 

Anwendungsmöglichkeiten in der Küche:
Von der Wegwarte können Blätter, Stängel, Blüten & Wurzeln verwendet werden. Die Blätter werden nach der Blüte sehr bitter, ähnlich wie Wermut.

Blätter vor der Blüte: Die ersten zarten Blätter können in kleinen Mengen in Salate, Suppen, Gemüsegerichten oder Kräutersaucen eingesetzt werden oder als verdaungsfördernder Tee getrunken werden. Getrocknete Blätter wurden früher als Tabakersatz verwendet.

Stängel: Von April – Juli kann man die zarten Pflanzenstängel als Pfannengemüse dünsten.

Blüten: Die blauen Blüten sind essbar und ein Hingucker auf Salat, Brotaufstriche oder Kräuterquark.

Wurzeln: Die junge Wurzel kann wie Pastinake als Gemüse zubereitet werden. Oder man trocknet die Wurzel und röstet sie in einer Pfanne als Verwendung von Ersatzkaffee oder Muckefuck.

 

1816 – 2017 Rheinhessen – Wegwarte als „Muckefuck-Kaffee“

Namensherkunft „Muckefuck“:
Die blaue Wegwarte oder Zichorie war ab 1770 in fast aller Munde, denn aus ihren Pfahlwurzeln wurde Ersatzkaffee der sogenannte Muckefuck gebraut. Der Begriff kommt vermutlich aus dem französichen „Mocca faux“ für „falschen Kaffee“ oder ist eine Zusammensetzung der Wörter „Mucke“ für „braunen Holzmulm“ und „fuck“ von „faul“, wie Sprachwissenschaftlicher vermuten.
Für unser französisch geprägtes Rheinhessen ist es der Mocca faux – „natürlement“!

Zichorienkaffee, auch Landkaffee genannt, wird aus den Wurzeln der Gemeinen Wegwarte hergestellt. Die Verwendung als kaffeeähnliches Getränk setzte um 1680 in Mitteleuropa mit der Verbreitung von Bohnenkaffee ein, für den eine preisgünstige Alternative gesucht wurde. Die Wurzeln der Wegwarte wurden getrocknet, in einer Pfanne geröstet und dann gemahlen. Der Geschmack war ähnlich dem Bohnenkaffee und durch den Röstvorgang der Zichorie entstanden anregende Substanzen aus der Familie der Beta-Carboline. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Deutschland die erste Zichorienfabrik errichtet und nicht selten mengte man den billigeren Wurzelkaffee den teuren Bohnenkaffee bei. Aber der Durchbruch des Muckefucks  gelang, als zu Beginn des 19. Jahrhunderts Napoleon eine Kontinentalsperre einberufen ließ und die Mitteleuropäer einen schnellen und guten Ersatz für das beliebte heiße Getränk aus den exotischen Kaffeebohnen suchten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Ersatzkaffee oder auch Landkaffee genannt, zunehmend in Vergessenheit.
Heute gibt es vor allem im Naturkostladen wieder Alternativen in Form von Getreide- und Malzkaffee.

  • Quellen: Wikipedia
  • Die BLV Enzyklopädie der Heilpflanze von Andrew Chevallier
  • Essbare Wildpflanzen, S. Fleischhauer