Hildegard von Bingen „Grünkraft“

”Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit
und diese Kraft ist grün.

Aus lichtem Grün
sind Himmel und Erde geschaffen
und alle Schönheit der Welt.“

Die berühmte Abtistin Hildegard von Bingen (1098-1179) war Naturwissenschaftlerin, Kirchenpolitikerin, Dichterin, Komponistin, Theologin und führte zwei von ihr gegründete Klöster. In ihren Handschriften „Physica“ und „Causae et Curae“ nahm sie Bezug auf die Erkenntnisse aus der Antike und entwickelte die aus vorchristlicher Lehre stammende Viersäftelehre und die Temperaturlehre weiter zu ihrem eigenen Konzept. Ihre Lehrbücher zu Pflanzen-, Metall- und Edelsteinheilkunde wurden Grundlage der ganzheitlichen, homöopathischen Medizin. Hildegard von Bingen schärfte den Blick auf den ganzen Menschen, dass Leib und Seele immer nur gemeinsam heil sein können. Heute besinnen sich viele Menschen, auf ihre Lehren, auf ein selbstbestimmtes, ganzheitliches Leben im Einklang mit sich selbst und der Natur.

Aufgewachsen in Bermersheim bei Alzey, kam sie mit 8 Jahren ins Kloster Disibodenberg.
Sie gründete im Jahre 1147 das Kloster Rupertsberg in der Nähe von Bingen und 1165 gründete Hildegard ein zweites Kloster in Eibingen.

Viriditas:
Den Begriff “ Viriditas“  hat Hildegard von Bingen gebildet für „Grünkraft“. Damit beschreibt sie eine grundsätzliche Kraft, die Natur und Kosmos, also Menschen, Tiere, Mineralien und Pflanzen beinhalten. Diese in allen Dingen bestehende Grünkraft ist laut Hildegard die tatsächliche Basis jeglicher Heilung. Diese Grünkraft findet man im Sinnbild des Blühens, als auch im Säen, Keimen, Wachsen und Frucht-Tragen. Die Grünkraft kann den Menschen durch Monotonie und Anspannung im Alltag verloren gehen und kann sich wieder erneuern durch Aufenthalt und Bewegung in der Natur, so ihre Empfehlung.

Die Grüne Kraft:
Oh edelstes Grün, das du in der Sonne wurzelst und in heller Heiterkeit im Kreise leuchtest
Nichts Irdisches kann dich begreifen. Du bist umarmt von göttlichen Mysterien.
Bist du doch strahlend wie die Morgenröte und brennst wie die Flamme der Sonne.

Der Gedanke der Einheit und Ganzheit ist auch ein Schlüssel zu Hildegards natur- und heilkundlichen Schriften. Diese sind ganz davon geprägt, dass Heil und Heilung des kranken Menschen vor allem durch den Glauben, gute Werke und eine maßvolle Lebens-Ordnung ausgehen könne.

Die Leistung Hildegards liegt unter anderem darin, dass sie das damalige Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammenbrachte und erstmals die volkstümlichen Pflanzennamen nutzte. Sie entwickelte vor allem aber eigene Ansichten über die Entstehung von Krankheiten, Körperlichkeit und Sexualität. Eigene medizinische Verfahren entwickelte sie nicht, sondern trug lediglich bereits bekannte Behandlungsmethoden aus verschiedenen Quellen zusammen.

Früher wurde altes Heilwissen von Generation zu Generation vor allem über die Frauen weitergegeben. Seit dem 12. Jhd. sind zahlreiche Schriften überliefert vom reichen Schatz des Wissens von Hildegard von Bingen. Traditionelle Heilkräutergärten zeugen vom festen Platz in den Klöstern, den die Heilkunde und Pflanzenmedizin dort hatte.

Trage Vorsorge für Deinen Garten, den Gottes Gabe gepflanzt und sei auf der Hut, dass seine Gewürzkräuter nicht verdorren.
Hildegard von Bingen

Auch unsere Großmütter kannten noch die Wirkung der Gewürz- und Heilkräuter und wussten um die Kräfte in den Pflanzen.
Kräuter sind für uns heute Gewürz-, Aromapflanzen und grüne Apotheke zugleich. Sie verführen aber nicht nur uns mit ihren wundervollen Düften, sondern locken obendrein viele Nützlinge wie Bienen und Schmetterlinge in den Garten.

Quellen:

Hildegard von Bingen 1098 – 1179 – Verlag Philipp von Zabern, Mainz –

Weitere Infos:
Land der Hildegard

Abrtei St. Hildegard